Sub-Drop und Aftercare
Der Drops ist gelutscht“.
Im Allgemeinen ist das eine Aussage für etwas, was beendet ist. Aber das ist nach einer Session nicht immer so. Manchmal ist es wichtiger, was danach passiert als das, was während der Session war. Es kann immer sein, dass die Sub nach einem Spiel in ein seelisches Loch fällt. Ein Sub-Drop ist ein ernstzunehmender Zustand, den ein guter Dom immer erkennen sollte, wenn er eintritt.
Viele wissen nicht was Sub-Drop und Aftercare bedeutet bzw. wie man einen Sub-Drop erkennt, entsprechend handelt und damit verantwortungsvoll umgeht.
Eine befreundete Sub erzählte mir: Sie war im Wald mit einem Dom zum Spiel verabredet. Für sie war es wunderbar, er geleitete sie souverän in ihren Sub-Space, sie ließ sich fallen und als er bemerkte, dass seine Zeit, sich mit ihr zu beschäftigen zu Ende ging, brach er das Spiel abrupt ab. Er begleitete sie noch auf den Parkplatz zurück, wo beide Autos parkten. Sie stieg in ihr Auto, er in seines und fuhr einfach los, ohne noch einmal nach ihr zu schauen, oder einfach nur zu sehen, ob sie das Auto startete.
Sie berichtete mir: „Ich bin wie in Trance nach Hause gefahren. Nur gut, dass ich den Weg kannte. Eine irre Traurigkeit überfiel mich und ich wusste gleich: das ist ein Absturz.“
Ich befand, dass dies ein solch wichtiges Thema ist, das in jedem Fall auf meiner Homepage einen Platz haben muss. Es darf nie so sein, dass der Dom seine Sub ohne entsprechenden Respekt gehen lässt und einfach alles beendet. Man hat immer die Verantwortung zu schauen, dass es dem anderen auch danach gut geht und er alles verarbeiten kann.
Dazu gibt es zwei wichtige Bereiche zu bedenken.
Der erste Bereich ist die Selbstüberschätzung der Sub. Manche Subs möchten ihrem Herrn gefallen, empfinden aber schon während der Session eine Behandlung als unangenehm, die sie zuvor als angenehm empfunden haben. Jetzt kommt das Schamgefühl zur Sprache: Soll ich ihm sagen, dass ich heute anders fühle als sonst? Was passiert, wenn ich im schlimmsten Fall das Safeword ausspreche? Wird er das verstehen? Oder lasse ich das ganze wortlos über mich ergehen, es wird schon nicht so schlimm werden?
Und hier muss ein verantwortungsvoller Dom sagen: Ja! Sprich mit mir! Sag‘ das Safeword, wenn es dir nicht gut geht! Ich kann nicht in dich hineinsehen, also kommuniziere mit mir! Schäme dich nicht!
Wichtiger Hinweis: Im besten Fall bemerkt der Dom schon instinktiv, dass etwas nicht stimmt und bricht das Spiel ab oder unterbricht es von sich aus.
Dies ist der erste Schritt, einen Sub-Drop zu verhindern.
Der zweite liegt in der oben angesprochenen Aftercare (Nachsorge/Auffangen). Meiner befreundeten Sub fehlte nach dem abrupten Abbruch des Spiels die sanfte Rückführung aus ihrem Sub-Space ins Hier und Jetzt.
Eine Session ruft viele tiefe Emotionen in der Sub auf, die Hormone tun ihres dazu und wenn sie sich in ihrem eigenen Raum (Sub-Space) befindet, muss sie dort wieder hinausgeführt werden. Meist kann sie das nicht alleine, dann ist der Dom gefragt: Er ist bei ihr, nimmt sie (wenn sie das möchte) fest in den Arm, wiegt sie und gibt ihr somit das starke Gefühl, gehalten zu werden. Wenn sie sprechen möchte, spricht er mit ihr, wenn sie nicht sprechen möchte, ist er wortlos. Ein guter Dom gibt ihr, was ihr guttut. Mit der Zeit wird das einfacher, weil man sich kennt und weiß, wie man seine Sub wieder zurückführt.
Der Dom ist das Netz, der doppelte Boden, der sie auffängt. Manchmal sogar im wahrsten Sinne des Wortes: wenn die Session so anstrengend war, dass ihre Beine nachlassen und sie sich nicht mehr selbst halten kann.
Ich weiß, da liegt eine ganze Menge Verantwortung auf uns dominanten Herren. Aber jedem Dom muss bewusst sein, dass er die Verantwortung von Anfang bis zum Ende für das ihm anvertraute submissive Wesen trägt.
Trotz aller Maßnahmen: ausreichende Kommunikation vor und nach der Session, immer wieder über Grenzen und Tabus zu sprechen, keine Schamgefühle der Sub und ausführlicher Aftercare, kann es sein, dass ein Sub-Drop nicht verhindert werden kann. Die Psyche eines jeden Menschen ist so vielfältig, dass alle getroffenen Vorsichtsmaßnahmen nichts bringen können.
Und tritt der Fall doch einmal ein: Ein Drop sollte niemals einen Vertrauensverlust darstellen!
Wenn man mit den oben genannten Punkten einen Drop verhindern kann, dann ist der „Drops noch lange nicht gelutscht“!
Übrigens: Nicht nur die Sub kann abstürzen, auch bei den dominanten Herren kann so etwas passieren. Das nennt sich dann Dom-Drop.