Das Warum und Wieso
Die meisten von uns haben als Kinder eine ganze Reihe von Regeln gelernt, die wir auch heute noch anwenden. Es sei denn, wir haben einige andere Erfahrungen gemacht, die diese Regeln verändert haben.
Diese Regeln sind wie ein unnachgiebiger Boss und verlangen strikten Gehorsam. Die Schwierigkeit ist jedoch, dass sie unmöglich zu allen Situationen passen können, in denen wir uns befinden.
Wir brauchen Leitlinien und keine Regeln.
Das Interessante ist, dass die meisten von uns wirklich versuchen, nach unmöglichen und unmenschlichen Regeln zu leben, sich im Grunde über sie ärgern und sich trotzdem oft genug schuldig fühlen. Z. B. :
• Du musst deinen Teller immer leer essen.
• Stifte niemals Unruhe.
• Mach nie den Mund auf, es sei denn, du hast etwas wirklich Interessantes zu sagen.
• Widerspreche niemals deinen Eltern.
• Bring immer den Abfall um 6.30 Uhr hinaus.
• Sei immer freundlich.
Wir haben diese Regeln einmal gelernt, um sie in einer ganz bestimmten Situation anwenden zu können, und später wurden sie verallgemeinert.
Du kannst deine eigenen Regeln entdecken, wenn du einmal in deiner Sprache auf die Worte "immer, niemals, ich sollte, ich müsste" achtest. Wenn du versuchst, dich danach zu richten, kann ich dir garantieren, dass du oft das Gefühl haben wirst, zu versagen. Du wirst vielleicht eine ganze Menge Schuldgefühle haben und dich über andere ärgern.
Schreib einmal als kleine Übung deine Regeln auf.
Und jetzt versuchen wir, deine Regeln in humane Leitlinien umzuformen, indem wir ihnen einen angemessenen Kontext geben.
Nehmen wir einmal als Beispiel eine sehr gängige Regel: Du sollst deinen Eltern niemals widersprechen.
Die erste Aussage: "Ich darf meinen Eltern nie widersprechen", kann verändert werden zu "Ich kann meinen Eltern nie widersprechen". Dies kann weiter verändert werden zu "Ich kann meinen Eltern manchmal widersprechen" und dies wiederum zu "Ich kann meinen Eltern manchmal widersprechen, wenn ich anderer Meinung bin als sie ". Noch weiter verändert wird dann daraus "Ich kann meinen Eltern widersprechen, wenn ich anderer Meinung bin und wenn ich mich dazu entschließe". Jede dieser Ergänzungen trägt ein gewisses Risiko und eine neue Lernmöglichkeit in sich.
An solche Regeln kann man sich jetzt wirklich halten.
Die letzte Umformulierung gibt dir einen humanen Leitfaden für Situationen, in die du immer wieder kommen wirst, und macht dich frei, angemessene Entscheidungen zu treffen. Du hast die Grundaussage beibehalten, aber du hast die notwendigen Bedingungen hinzugefügt, die es dir ermöglichen, jetzt angemessen mit der Regel umzugehen.
Es ist ganz hilfreich, einen Leitfaden für Auseinandersetzungen zu haben. Wenn du versuchst, dich nach deiner vorherigen Regel zu verhalten, könntest du leicht ein Magengeschwür bekommen und als rigide und lieblos angesehen werden. Und das alles nur, weil du deine Eltern nicht enttäuschen wolltest. Schließlich haben sie dir diese Regeln mitgegeben.
Keiner möchte seine Eltern gerne enttäuschen, auch wenn wir nach außen so tun, als hätten sie es manchmal verdient. Ich weiß, dass deine Eltern dich mit Sicherheit nicht in Schwierigkeiten bringen wollten. Es ist viel wahrscheinlicher, dass deine Mutter und dein Vater sehr unsicher waren, welche Richtlinien sie dir geben sollten. Oder sie hatten unterschiedliche Ansichten darüber, sodass du sie verunsichert hast, sobald du mit ihnen argumentiert hast.
Sie fühlten sich als Eltern inkompetent. Anfangs haben sie sich ja ohnehin erst einmal unsicher gefühlt. Aber in dem Moment, in dem du auch noch mit ihnen zu diskutieren angefangen hast, zeigte sich diese Unsicherheit noch viel deutlicher. Es entstand ein ungutes Gefühl über die unterschiedlichen Ansichten.
Das heißt also, indem du deinen Mund gehalten hast, konntest du ganz vieles vermeiden.
Du musstest annehmen, dass dies eine Lebensregel für dich war, obwohl es eigentlich viel eher der Versuch deiner Eltern war, eine für sie schwierig Situation einigermaßen zu meistern.
Wenn du diesen Text nun noch einmal liest und aus der D/S-Welt heraus siehst, indem du "Eltern, Vater und Mutter" durch "Dom" ersetzt kannst du einiges über das Verhalten, das Warum und Wieso und auch Hintergründe erfahren, die einer D/S- Beziehung zu Grunde liegen erkennen.