Ansichten zu Regeln
Man kann zwischen verschiedenen Formen von Direktiven unterscheiden. Im engeren Sinne sind das klar ausgesprochene oder sogar schriftlich fixierte Anweisungen, die bis auf Widerruf immer gelten.
Solche Regeln können gerade zu Beginn von 24/7 Beziehungen eine große Rolle spielen.
Durch sie ist es einfacher ein Machtungleichgewicht in der Beziehung zu errichten. Das ist für totale Anfänger auf diesem Gebiet besonders hilfreich, wenn der dominante Part erst noch dabei ist, in seine Rolle als Herr hineinzuwachsen. Die gemeinsame Suche nach Regeln im Alltagsleben (um Erlaubnis fragen, Kaffee kochen, Rituale, Wochenplanung, etc.) können gerade dem Dom eine hilfreiche Struktur an die Hand geben. Eine Hilfe, um erst einmal schauen zu können, wie sich alltägliche Dominanz anfühlt und welche Anforderungen die neue Rolle an ihn stellen würde.
"Ich liebe es, nach Regeln zu leben, die seine Kontrolle in allen Bereichen meines Lebens spürbar machen. "
Und es braucht keine schriftliche Fixierung. Ein Regelbuch kann jedoch gerade am Anfang sehr hilfreich sein.
Im weiteren Sinne sind jegliche Wünsche und Erwartungen des Führenden "Regeln".
Wenn der dominante Part bestimmte Erwartungen an seine Sub hat, wie sie sich in einer bestimmten immer wiederkehrenden Situation zu verhalten hat und sie sich seinen Wünschen daraufhin anpasst. Solche Erwartungen und Wünsche haben auf einen submissiven Part den gleichen Effekt wie explizite Anweisungen.
Sobald ein Dom Erwartungen formuliert, gestaltet er und gibt Strukturen vor, ob nun schriftlich als feste Regel ausformuliert oder informell.
Dann gibt es natürlich noch einen eher locker gewobenen Bereich von Erwartung und Gewohnheit. Diese werden niemals formuliert. Sie entwickeln sich wie kleine Rituale: Angefangen beim unaufgefordertem Kaffee eingießen bis zum kniendem Ausziehen der Schuhe, sobald der Herr nach Hause kommt. Solche Gewohnheiten sind nicht festgeschrieben und können auch mal ausgelassen werden, wenn sich die Situation so ergibt. (z. B. die Schwiegermutter ist da und kümmert sich um den Kaffee, oder der Herr ist einfach zu müde und ungeduldig für das Ritual mit den Schuhen und streift sie sich lieber schnell selbst ab.)
Diese Handlungen sind vielleicht ein paar Mal von ihm gefordert worden, bis die Sub erkennt, dass ihr Dom das gerne immer erleben würde. Jedenfalls wenn ihm danach ist. So wird es zu einer festen Gewohnheit.
Es gibt also keinen allzu großen Unterschied zwischen Regeln und gewohnheitsmäßig eingeschliffenen Erwartungen. Denn für eine Sub läuft es mehr oder weniger auf genau dasselbe hinaus. Sie tut, was ihr Herr von ihr erwartet.
"Die Lösung ist eigentlich recht einfach. Als Herr hat der Dom einen Grund für seine Regel, oder? Also sollte er diesem Grund folgen. Wenn seine Sub eine Regel übertritt, sollte er sie ermahnen. Dabei sicher stellen, dass er ihre Aufmerksamkeit hat."
Das hat ungeahnte Wirkung auf eine Sub: Ich will meinem Herrn dienen, und wissen, dass er zufrieden mit mir ist. Ein Ausdruck des Missfallens wirkt oft stärker als eine Strafaufgabe.
Solange die Übertretung nicht mutwillig ist, sollte die Reaktion darauf abzielen, der Sub zu helfen, das vom Herrn gesteckte Ziel (den Grund der Regel) zu erreichen. Dafür sollte sie über das "Warum" der Regel aufgeklärt werden.
Der Dom kann ihr Hilfestellungen an die Hand geben. Ein Ritual kann die Regel noch tiefer versenken und so die Wahrscheinlichkeit versehentlichen Vergessens senken.
Der Dom kann den Hinweis geben, sie hat etwas falsch gemacht. Sie soll darüber nachdenken, und ihm dann sagen, was ihr Fehler war, wie sie sich zu verhalten hat, und warum sie sich so zu verhalten hat. So etwas geht schon sehr weit und ist bei "erstmaligem Fehler" auch wohl noch unangebracht.